Mittwoch, 12. August 2009

US-Industrie steht vor spektakulärem Comeback

Amerikas Unternehmen haben sich in den Kriesenmonaten radikal saniert, das heißt sie haben die Wirtschaft wieder leistungsfähig gemacht. Die Produktivität der Unernehmen wuchs im Frühjahr so schnell an wie seit 6 Jahren nicht mehr.
Je Arbeisstunde erhöhte sich die Leistung der Beschäftigen um mehr als sechs Prozent, bei gleichzeitig kaum noch steigenden Lohnkosten. Das hatte es in den USA seit 15 Jahren nicht mehr gegeben.

Die vorläufige Krisenbilanz der US-Wirtschaft steht im krassen Gegensatz zur Entwicklung in Deutschland. Hier haben viele Unternehmen auf Entlassungen bislang verzichtet. Das Ergebnis sind ein drastischer Rückgang der Produktivität und ein enormer Anstieg der Lohnstückkosten. Skeptiker befürchten, dass der deutschen Wirtschaft eine ähnliche Radikalkur wie den USA noch bevorsteht.

"Die US-Wirtschaft hat so reagiert, wie man es von ihr kennt und erwartet: mit einer hohen Anpassungsfähigkeit", so Rudolf Besch von der Dekabank. "Das Wirtschaftsmodell der USA funktioniert - besser, als mancher unkt." Die amerikanischen Unternehmen hätten trotz schwächerer Umsatzentwicklung ihre Kostensituation verbessern können.


Der Produktivitätssprung gilt auch als Zeichen dafür, dass die tiefe Rezession (= Wirtschaftsflaute) zu Ende geht. Die Sanierung ist nach Einschätzung der Experten Voraussetzung dafür, dass jetzt die Gewinne wieder steigen und die Firmen wieder über Neueinstellungen nachdenken. "Während der gesamten Krise sind die Gewinne der US-Betriebe deutlich weniger gefallen, als angesichts der Schwere der Rezession zu erwarten war", sagte Bandholz. Nach revidierten Daten waren die Erträge in der US-Wirtschaft im ersten Quartal lediglich mit einer Jahresrate von sieben Prozent gefallen; Statistiker hatten zuvor ein Minus von 20 Prozent errechnet. Die neuen Produktivitätsdaten lassen den Experten zufolge vermuten, dass die US-Gewinne schon im zweiten Quartal landesweit wieder gestiegen sind. Die Kehrseite des Sanierungsschubs: Amerikas Arbeitslosenquote ist in den vergangenen Monaten auf beinahe zweistellige Raten gewachsen. Das hatte es zuletzt Anfang der 80er-Jahre gegeben.
Der US-Trend dürfte auch den Druck auf die exportorientierten deutschen Unternehmen erhöhen. In Deutschland lag die Produktivität im ersten Quartal um 2,5 Prozent niedriger als vor der Krise - in den USA zuletzt um fast acht Prozent höher. Die Lohnstückkosten für deutsche Firmen stiegen um sieben Prozent.
Wie sehr dies für die deutsche Wirtschaft noch zum Problem wird, hänge vom Tempo der konjunkturellen Erholung ab, sagte Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner: "Wenn der Aufschwung schnell kommt, wird es für US-Unternehmen schwierig, schnell wieder qualifizierte Leute einzustellen." Dieses Problem hätten deutsche Firmen dann nicht, da sie ihr Fachpersonal gehalten haben, so Deka-Ökonom Besch. Wenn die weitere konjunkturelle Entwicklung zäh bleibe, drohe den Deutschen dagegen noch eine Entlassungswelle.

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